Es ist Lutherjahr. Eine erstklassig besetzte Schau in Wittenberg will zu diesem Anlass die Kunst befragen, was die Reformation heute lehren könne. Allein, sie bleibt hinter ihren Möglichkeiten: Statt den selbst gestellten Anspruch auf Avantgarde als Teil einer kritischen Befragung Luthers, seines Gedankengutes und der 500jährigen Rezeptionsgeschichte als Leitfigur diverser Nationalmythen zu verstehen, begnügt sie sich damit, Luther als Posterboy eines in diesem Festjahr viel zu oft beschworenen, aber nie ergründeten Wertekanons aus freier Rede, individueller Mündigkeit und ein Recht auf Bildung zu gebrauchen.
Die scheidende Berlin Biennale zog zwar viele mitunter energische Reaktionen nach sich, doch selten biss sich die Kritik an einer Ausstellung so sehr die Zähne aus. Woran lag das?
Die Welt im Umbruch: Klima-, Finanz- und nun auch noch die Flüchtlingskrise zwingen Staat und Gesellschaft zum Umdenken, wohingegen der Bürger unbeirrt, ja eigentlich schockerstarrt darauf vertraut, daß es sich schon irgendwie ausgehen wird. Keep calm and carry on. Wenn es denn so einfach wäre. Eine Berliner Ausstellung sucht nach des Pudels Kern.
Im Zeichen von Wissenschaft und Fiktion: Marguerite Humeau spürt dem Unbekannten nach
Kurator Gaitán setzt auf ungewöhnlich viel subtile Kunst. Nun müssen sich die Besucher auch darauf einlassen.
Als Künstler ist der Chinese uninteressant. Als Aktivist für den Westen umso mehr.
41 bekannte Künstler spendeten Arbeiten zum Erhalt des Projektraumes
Post-Internet, spekulativer Realismus, neuer Materialismus: große Worte, große Ambitionen.
Die EXPO 1 widmet sich brasilianischen Befindlichkeiten. Sie bleibt informativ und anschaulich. Doch ein Wermutstropfen bleibt.
Das "Selfie" ist in aller Munde: Jener schmissiger Begriff für den narzisstischen Akt, sein selbst angefertigtes Abbild in den sozialen Medien zu verbreiten, für einen Trend, der so kraftvoll ist, daß selbst die Hüter der altehrwürdigen Oxford Dictionaries sich veranlasst sahen, das "Selfie" entsprechend zu ehren. Kritik wurde an dieser neuen Bildpraxis jedoch bisher kaum geäußert. Der Frankfurter Kunstverein will daher dem Selfie mit den Mitteln der Kunst nachspüren. Und muss doch einsehen, daß es auch weiterhin noch viel Klärungsbedarf gibt.