Es ist Lutherjahr. Eine erstklassig besetzte Schau in Wittenberg will zu diesem Anlass die Kunst befragen, was die Reformation heute lehren könne. Allein, sie bleibt hinter ihren Möglichkeiten: Statt den selbst gestellten Anspruch auf Avantgarde als Teil einer kritischen Befragung Luthers, seines Gedankengutes und der 500jährigen Rezeptionsgeschichte als Leitfigur diverser Nationalmythen zu verstehen, begnügt sie sich damit, Luther als Posterboy eines in diesem Festjahr viel zu oft beschworenen, aber nie ergründeten Wertekanons aus freier Rede, individueller Mündigkeit und ein Recht auf Bildung zu gebrauchen.
Die Debatte um die Businstallation vor der Dresdner Frauenkirche wird nur vordergründig über Kunstbegriffe und Flüchtlingspolitik geführt. Ein Vorankommen ist offensichtlich kaum möglich. Denn die Diskussion ist hintergründig stärker in Dresdens städtischer Identität verhaftet, als es den Konfliktparteien bewusst zu sein scheint.
Die scheidende Berlin Biennale zog zwar viele mitunter energische Reaktionen nach sich, doch selten biss sich die Kritik an einer Ausstellung so sehr die Zähne aus. Woran lag das?
Ai Weiwei ist da. Und – wider Erwarten – weiterhin ein Aktivist, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Die Bürgerschaft ist aufgebracht. Und offenbart, daß sie von Beginn an mehr Häme als Solidarität im Herzen trug. Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet!
Die Welt im Umbruch: Klima-, Finanz- und nun auch noch die Flüchtlingskrise zwingen Staat und Gesellschaft zum Umdenken, wohingegen der Bürger unbeirrt, ja eigentlich schockerstarrt darauf vertraut, daß es sich schon irgendwie ausgehen wird. Keep calm and carry on. Wenn es denn so einfach wäre. Eine Berliner Ausstellung sucht nach des Pudels Kern.
Im Zeichen von Wissenschaft und Fiktion: Marguerite Humeau spürt dem Unbekannten nach
Kurator Gaitán setzt auf ungewöhnlich viel subtile Kunst. Nun müssen sich die Besucher auch darauf einlassen.