Adaptation und Assimilation

13. Juli 2010 von Matthias Planitzer
"shock control regression adaptation", © Raurouw Der Theologe Yorick Spiegel postulierte zu Beginn der Siebziger Jahre seine Theorie der vier Trauerphasen: Zunächst überwiege der Schock, bald jedoch die emotionsarme Kontrolle, woraufhin die Regression aus dem alltäglichen Leben und schließlich die Phase der Anpassung folge. Diese Theorie fand später viel Anklang und wird gemeinhin auf die Binsenweisheit "Trauern ist Anpassung" verkürzt. Eben diesen Sachverhalts will sich nun eine Lichtinstallation der Künstlergruppe Raurouw annehmen: Dazu entsenden sie Laserstrahlen durch die verdunkelten Räume der PROGRAM Galerie, lenken sie mittels Spiegeln um und modulieren sie analog zu den vier Trauerphasen in Farbe und Gestalt. Die Installation "shock control regression adaptation" soll dazu mit den Besuchern interagieren und durch ihre Bewegungen gesteuert die Wechsel zwischen den einzelnen Phasen einläuten.

Raurouw: shock control regression adaptation»shock con­trol regres­si­on adapt­a­ti­on«, © Rau­rouw

Der Theo­lo­ge Yorick Spie­gel pos­tu­lier­te zu Beginn der Sieb­zi­ger Jah­re sei­ne Theo­rie der vier Trau­er­pha­sen: Zunächst über­wie­ge der Schock, bald jedoch die emo­ti­ons­ar­me Kon­trol­le, wor­auf­hin die Regres­si­on aus dem all­täg­li­chen Leben und schließ­lich die Pha­se der Anpas­sung fol­ge. Die­se Theo­rie fand spä­ter viel Anklang und wird gemein­hin auf die Bin­sen­weis­heit »Trau­ern ist Anpas­sung« verkürzt.

Eben die­sen Sach­ver­halts will sich nun eine Licht­in­stal­la­ti­on der Künst­ler­grup­pe Rau­rouw anneh­men: Dazu ent­sen­den sie Laser­strah­len durch die ver­dun­kel­ten Räu­me der PROGRAM Gale­rie, len­ken sie mit­tels Spie­geln um und modu­lie­ren sie ana­log zu den vier Trau­er­pha­sen in Far­be und Gestalt. Die Instal­la­ti­on »shock con­trol regres­si­on adapt­a­ti­on« soll dazu mit den Besu­chern inter­agie­ren und durch ihre Bewe­gun­gen gesteu­ert die Wech­sel zwi­schen den ein­zel­nen Pha­sen einläuten.

Nach Vor­stel­lung der vier­köp­fi­gen Archi­tek­ten­grup­pe von der Stä­del­schu­le soll der Betrach­ter hier­durch in einen engen Kon­takt mit der Instal­la­ti­on tre­ten und sich schließ­lich eben­so dar­in reflek­tiert sehen, wie die Spie­gel das Laser­licht zurück­wer­fen. Dabei will die Instal­la­ti­on nicht bloß gemäß des Cre­dos adap­tie­ren, sie soll auch die Ver­än­de­run­gen in der Bezie­hung mit dem Betrach­ter modu­lie­ren und somit zu einem bei­der­sei­ti­gen Dis­kurs füh­ren, was, so heißt es, »bestimm­te Emo­tio­nen« aus­lö­sen soll.

Und selbst wenn dem nicht so sein soll­te, dürf­te doch eine Raum­in­stal­la­ti­on auf den Besu­cher war­ten, die — ich fühl­te mich zunächst an Gian­ni Colom­bos »Spa­zio Ela­s­ti­co« erin­nert — womög­lich sogar inten­si­ve Raum­er­fah­run­gen aus­lö­sen könnte.

Ihr kennt mich als gro­ßen Fan von inter­ak­ti­ven Instal­la­tio­nen und so ist es nicht ver­wun­der­lich, dass ich ob der heu­te ein­ge­trof­fe­nen Ankün­di­gung nicht anders kann, als schleu­nigst vor­bei­zu­schau­en und mir selbst einen Ein­druck von »shock con­trol regres­si­on adapt­a­ti­on« zu machen. Sehen wir uns am Samstagabend?

 

Gele­gen­heit dazu besteht vom 17. Juli bis 20. August
diens­tags bis sonn­tags von jeweils 14.00 bis 19.00 Uhr bei PROGRAM in der Inva­li­den­stra­ße 115, 10115 Berlin.