Art Barter: Ein Bericht

28. Juni 2010 von Matthias Planitzer
Art Barter: Viele Angebote, doch nur wenige werden Kunst eintauschen können Nachdem gestern die deutsche Elf die Menschen in die Biergärten und vor die Fernseher lockte, war die Berliner Innenstadt bis auf ein paar Touristen (Franzosen? Italiener?) wie leergefegt. Der beste Zeitpunkt also, um sich der Kunst zu widmen. Wie bereits angekündigt, fand am vergangenen Wochenende die erste Ausgabe von Art Barter auf deutschem Boden statt. Ich war vor Ort, habe viel spekuliert und auch selbst ein Angebot abgegeben. Was Art Barter eigentlich ist und wie die Ausstellung war? Mehr dazu nach dem Klick.

Art Barter: Viele Angebote, doch nur wenige werden Kunst eintauschen könnenArt Bar­ter: Vie­le Ange­bo­te, doch nur weni­ge wer­den Kunst ein­tau­schen können

Nach­dem ges­tern die deut­sche Elf die Men­schen in die Bier­gär­ten und vor die Fern­se­her lock­te, war die Ber­li­ner Innen­stadt bis auf ein paar Tou­ris­ten (Fran­zo­sen? Ita­lie­ner?) wie leer­ge­fegt. Der bes­te Zeit­punkt also, um sich der Kunst zu widmen.

Wie bereits ange­kün­digt, fand am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de die ers­te Aus­ga­be von Art Bar­ter auf deut­schem Boden statt. Ich war vor Ort, habe viel spe­ku­liert und auch selbst ein Ange­bot abge­ge­ben. Was Art Bar­ter eigent­lich ist und wie die Aus­stel­lung war? Mehr dazu nach dem Klick.

Art Barter: Die Liste der vertretenen KünstlerArt Bar­ter: Die Lis­te Aus­wahl der ver­tre­te­nen Künstler

Es sei noch ein­mal kurz erwähnt, was es mit Art Bar­ter eigent­lich auf sich hat:

Bei Art Bar­ter wer­den die Kunst­wer­ke nicht etwa gekauft, statt­des­sen wer­den die Künst­ler mit ent­spre­chen­den Gegen­leis­tun­gen oder Tausch­ge­gen­stän­den ent­lohnt. Dazu wer­den die Arbei­ten für eini­ge Tage öffent­lich aus­ge­stellt und jeder Besu­cher kann ein „Gebot“ für ein Werk hin­ter­las­sen, das ihm gefällt. Oder ger­ne auch mehr. Die Gebo­te wer­den dann an den Künst­ler über­mit­telt, der dann eines – oder auch gar kei­nes – annimmt. Es kommt zum Tausch und bei­de sind glücklich!

Der Clou: Die Bie­ter wis­sen nicht, von wem die Wer­ke stam­men. So wird gewähr­leis­tet, dass die Wer­ke nicht des Namens, son­dern der Qua­li­tät wegen getauscht wer­den. Erst nach Ende der Aus­stel­lung wer­den die Namen bekannt­ge­ge­ben und so kann sich jeder mit neu­en Künst­lern ver­traut machen.

Einmal aus der Ferne...
... und einmal aus der Nähe.Ein­mal aus der Fer­ne und ein­mal aus der Nähe.

Als ich dann ges­tern Abend das men­schen­lee­re .HBC besuch­te, um mir selbst ein Bild von die­ser neu­ar­ti­gen Ver­an­stal­tung zu machen, hat­te ich mich zuvor lan­ge mit der Fra­ge aus­ein­an­der­ge­setzt, was ich denn wohl anbie­ten wür­de, falls mir eines der Wer­ke so gut gefie­le, dass ich es unbe­dingt haben müs­se. Soll­te ich mei­ne gelieb­te Vin­ta­ge-Gitar­re ein­tau­schen? Soll­te ich viel­leicht eine Dienst­leis­tung anbie­ten? Etwa ein Jahr lang das Auto waschen? Ich war mir unschlüssig.

Auf den ers­ten Blick hielt ich die­se Über­le­gung hin­fäl­lig, nach einer kur­zen Ori­en­tie­rung schien mir das Kura­ti­ons­kon­zept recht sim­pel und prag­ma­tisch. Die Wer­ke wur­den ohne erkenn­ba­ren Zusam­men­hang neben­ein­an­der prä­sen­tiert, ich fühl­te mich mehr wie auf einer Kunst­mes­se denn einer Aus­stel­lung. Aber das war in Ord­nung, schließ­lich war es genau das: Eine Mes­se, die es zum Zweck hat, Kunst zu ver­mit­teln. Der gro­ße Unter­schied war jedoch, dass man zuvor nicht wuss­te, wel­cher Künst­ler wel­ches Werk beisteuerte.

Nicht jeder der Künstler hat die Idee ernst genommen.Nicht jeder der Künst­ler hat die Idee ernst genommen.

»Könn­te die­ses Werk von Jona­than Monk sein? Oder die­ses hier: etwa Saâ­da­ne Afif?« — Sol­che und ähn­li­che Gedan­ken geis­ter­ten mir anfangs durch den Kopf. Es ist eigen­ar­tig, wie sich die Kunst­re­zep­ti­on ändert, wenn weder Künst­ler noch Titel bekannt sind. Die Beob­ach­tun­gen wer­den einer­seits ober­fläch­li­cher, auf der ande­ren Sei­te aber auch knap­per, spe­ku­la­ti­ver und krea­ti­ver. Der inter­es­sier­te Gale­rie­be­su­cher, der für gewöhn­lich aus sei­nem Vor­wis­sen schöpft, wenn er neue Wer­ke eines ihm bereits bekann­ten Künst­lers betrach­tet, wur­de bei Art Bar­ter mit einer gänz­lich neu­en Art und Wei­se kon­fron­tiert, wie man Kunst erle­ben kann.

Auf der einen Sei­te steht tat­säch­lich die bedau­er­li­che Ober­fläch­lich­keit und die man­geln­de Inten­si­tät des Kunst­kon­takts, was aber schnell durch die Vor­ur­teils­lo­sig­keit und das befrei­te­re Den­ken wett­ge­macht wurde.

Wer hervorstechen will, muss erfinderisch seinWer her­vor­ste­chen will, muss erfin­de­risch sein

So war ich auch schnell von einer der aus­ge­stell­ten Arbei­ten beson­ders begeis­tert und war mir nach län­ge­rer Zeit der inten­si­ven Aus­ein­an­der­set­zung dar­über im Kla­ren: Die­ses Gemäl­de muss ich haben. Kein Weg führ­te dar­an vor­bei, ich wür­de das .HBC nicht ver­las­sen, ohne mein Glück zu ver­su­chen und ein Ange­bot abzugeben.

Nur so viel sei ver­ra­ten: Die Gitar­re wird wei­ter­hin mein blei­ben, doch wer weiß: Mit ein wenig Glück bin ich ja bald Besit­zer eines tol­len Kunstwerks…

Kommentare

  1. Ich war auch dort…Aber ich kann­te kei­nen und kei­ner kann­te micht. Das war einer­seits gut so und ande­rer­seits schlecht, weil sich hier weder die übli­chen Ver­däch­ti­gen noch die unüb­li­chen Ver­dachts­lo­sen sich dort tra­fen. Oder habe ich jemand über­se­hen vor lau­ter Kunst ohne Namen..

    • Hm über das Publi­kum kann ich nicht viel sagen. Als ich ges­tern gegen 19:30 Uhr vor Ort war, war ich ganz allein. Lag viel­leicht an der WM, viel­leicht aber auch an ande­ren Fak­to­ren, die bei der Ver­an­stal­tung oder den Orga­ni­sa­to­ren selbst zu suchen sind. War ange­nehm, ist mir jeden­falls lie­ber als das wir­re Stim­men­ge­plät­scher einer han­dels­üb­li­chen Vernissage.