Kürzlich flatterte bei mir die Nachricht über die neuste Aktion der Brauerei Warsteiner ein und schon beim Stöbern auf der Webseite kann man förmlich die Gedanken der PR-Abteilung brodeln hören:
»Es ist Zeit für eine Social-Marketing-Kampagne. Aber was braucht es eigentlich alles dazu? Hm. Ein fetziges Logo: jugendlich, frisch, energetisch. Und natürlich eine Twitter‑, eine Facebook- und eine Myspace-Seite, ja genau, geht ja nicht mehr ohne. Aber wie ziehen wir es auf? Genau, das ist es: Ein Award, bei dem jeder seinen Beitrag einsenden und attraktive Preise gewinnen kann! So machen wir’s!«
Ob es so oder so ähnlich bei Warsteiner abgelaufen ist, weiß ich nicht, am Ende stand jedoch der »Blooom Award«, das Preisausschreiben zur Kunstmesse mit den obligatorischen drei »O«. Das Neuartige: kein Sänger, kein Model, kein Kleintalent soll gekürt, nein, ein Künstler in den Olymp seiner Zunft gehoben werden. Oder so ähnlich. Doch irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass die Sache nicht ganz koscher ist…
Wie dem auch sei: Ich rufe euch dennoch zum Einsenden von Arbeiten auf! Mehr dazu nach dem Klick.
»Hommage aan Mondrian«, Künstler unbekannt (via)
Weil ich an solcher Stelle gern vollmundige Pressemitteilungen zitiere, will ich auch jetzt darauf zurückgreifen. Unter der Überschrift »Der Urknall in der Kunstszene — Blooom Award by Warsteiner lässt Künstler Grenzen überschreiten« liest man etwa:
»Die Verschmelzung der Kunstgattungen mit Kreativdisziplinen sucht ihresgleichen in der Hervorbringung neuer Botschaften. Jetzt gibt der neue BLOOOM Award by WARSTEINER dem Dialog zwischen Kunst und den Disziplinen der Kreativwirtschaft Gehör. […] Der BLOOOM Award by WARSTEINER fühlt sich dem Pioniergeist der bundesweit aktiven kreativen Szenen verbunden. […]
Was bewegt Warsteiner, diesen Wettbewerb ins Leben zu rufen? Catharina Cramer, Geschäftsführerin der Warsteiner Brauerei, bringt es auf den Punkt: „Der BLOOOM Award by WARSTEINER zeigt erneut unser Engagement im Bereich Kunst und Design. Seit Jahren beobachten wir schon den Trend des Verschwimmens der Disziplinen in der Kunstszene. Jetzt gehen wir zusammen mit der BLOOOM gemeinsam neue Wege und tauchen ein in diesen explodierenden Markt.«
Aha, da will Krombacher also erneut »Engagement im Bereich Kunst und Design zeigen«, nachdem man schon im vergangenen Jahr in Hamburg — ganz von Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Kunstszene ergriffen — mit »liquid cube« eine weitere Randerscheinung in Sachen StreetArt-Event aufgezogen hat. Damals haben vermutlich auch nur Hamburger Szenekenner davon gehört und so ähnlich mag es auch dem Blooom Award ergehen.
»Tribute to Pollock«, Künstler unbekannt (via)
Nun, ein Preisausschreiben soll es also sein: Bitburger ruft dazu jeden »ab 18 Jahren« auf, eine Arbeit bis zum 31. Juli einzusenden. Inhaltliche Vorgaben gibt es keine, so freue man sich über »bildende und darstellende Kunst, Design, Musik, Mode, Literatur, Film, Rundfunk, Architektur, Presse, Werbung, Software und Games«. Man wundert sich fast, warum nicht auch traditionelle Häkelarbeit oder Korbflechterei erlaubt sind.
Wenn dann die Beiträge eingetrudelt sind, wird eine »fachkundige Jury« (O‑Ton Webseite), bestehend aus der Geschäftsführerin von Veltins, dem »Avantgardemusiker« Maxim von The Prodigy, Joko Winterscheidt und zwei Juroren aus der Kunstszene, die zehn besten Werke küren, die dann auf der ART.FAIR 21 ausgestellt werden.
Dem glücklichen Gewinner winkt neben einer Reise zur Art Miami für zwei Personen auch eine einjährige Unterstützung durch einen der Juroren (Avantgardekünstler Maxim vielleicht?). Der zweite Platz erhält eine Reise nach Paris und sieht seine Arbeit in einer Galerie wieder, der Drittbeste erhält ein »einmaliges Coaching durch ein Jurymitglied« (womöglich die Geschäftsführerin) und die restlichen sieben gehen ansonsten leer aus.
Eine Reise nach Miami oder alternativ ein Jahr lang Radeberger frei Haus (via)
Der Sinn des Blooom Awards liegt also auf der Hand: Warsteiner kauft sich billig in einen Markt ein, der eigentlich noch nicht so recht existiert, dafür aber bei den »jungen, hippen Menschen« hoch im Kurs ist. Möchte man meinen. Kunst ist in, ergo ist Warsteiner auch in. So einfach ist die Rechnung gemacht.
Obgleich an einem Preisausschreiben eines großen Unternehmens freilich nichts auszusetzen ist, ist doch diese plumpe Tombola jener Großbrauerei, die ihren Platz in der deutschen Kunstlandschaft dadurch einzunehmen versucht, dass sie sich mit einer beliebigen Kunstmesse zusammentut, etwas ganz anderes. Medienwirksames Engagement um StreetArt, Musik, junge Künstler aller Sparten ist mittlerweile ein alter Hut und so muss auch ein Konzern wie Warsteiner sich als kundennahes, weil hippes Unternehmen profilieren.
Die halbherzig zusammengestellte Jury wie auch die Kollaboration mit der Messe Blooom, welche wiederum nur als kleinerer Partner symbiotisch mit der ART.FAIR 21 zusammenarbeitet, legen doch den Schluss nahe, dass es Warsteiner nur um Absatzsteigerung und Markterschließung geht. Kunst bleibt demnach auf der Strecke, selbst wenn unter den Einsendern ein unerwartetes Talent sein sollte.
Erstmalig machen sich die Macher einer derartigen Kampagne adressierbar. Schließlich kann jeder seine Werke einsenden. Und da kommt ihr ins Spiel: Wenn ihr den Blooom Award ebenso kritisch seht wie ich, dann drückt eure Meinung doch in einer Zeichnung, einer Fotografie, Illustration oder was auch immer aus und sendet es dort ein! Wenn das Urteil tatsächlich durch die Jury gefällt wird, erreicht jeder Beitrag, auch ein kritischer die Augen der Juroren und dürfte für mürrische Reaktionen sorgen.
Zwar dürfte mit einer Veröffentlichung der Einsendungen von Seiten der Veranstalter nicht zu rechnen sein, dafür möchte ich aber eure Arbeiten an dieser Stelle sammeln und veröffentlichen. Schreibt mir einfach eine kurze Mail und vielleicht auch ein paar Sätze über euch!
Zwei Beispiele für solche gern auch unprofessionell gestalteten Arbeiten seht ihr oben; eurer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Ich grüble schon eifrig, wie mein Verriss des Blooom Awards aussehen wird, und werde sicherlich dann auch noch einmal in der Sache von mir hören lassen. Bis dahin freue ich mich, von euch und euren Ideen und Meinungen zu hören!
uberkritik-ubermäßig-ubertoll…ich sammel dann mal die Bierdosen um daraus ein Mittelfinger zu basteln:-)