Die Ästhetisierung des Krieges

07. Mai 2009 von Matthias Planitzer
"Untitled (Bomb)", © Iñigo Manglano-Ovalle Das Thema ist so alt wie die Menschheit selbst: Konflikt und Krieg. In mehr als 2000 Jahren christlicher Zeitrechnung gab es nicht einmal 100 Jahre ohne Schlachten und Kriege irgendwo in der Welt - zumindest die, von denen Wikipedia weiß. Kein Wunder also, dass das Kulturgut "Krieg" ein wichtiges Thema des Kulturträgers "Kunst" wurde und auch noch heute ist. Ich hatte bereits über die Fotografien Shadi Ghadirians geschrieben, die den Alltag des Krieges beleuchtet, und widme mich nun zwei Werken des Spaniers Iñigo Manglano-Ovalle; die gewissermaßen von "Kriegskunst" erzählen.

Iñigo Manglano-Ovalle: Untitled (Bomb)»Untit­led (Bomb)«, © Iñi­go Manglano-Ovalle

Das The­ma ist so alt wie die Mensch­heit selbst: Kon­flikt und Krieg. In mehr als 2000 Jah­ren christ­li­cher Zeit­rech­nung gab es nicht ein­mal 100 Jah­re ohne Schlach­ten und Krie­ge irgend­wo in der Welt — zumin­dest die, von denen Wiki­pe­dia weiß. Kein Wun­der also, dass das Kul­tur­gut »Krieg« ein wich­ti­ges The­ma des Kul­tur­trä­gers »Kunst« wur­de und auch noch heu­te ist. Ich hat­te bereits über die Foto­gra­fien Shadi Gha­di­ri­ans geschrie­ben, die den All­tag des Krie­ges beleuch­tet, und wid­me mich nun zwei Wer­ken des Spa­ni­ers Iñi­go Man­gla­no-Oval­le; die gewis­ser­ma­ßen von »Kriegs­kunst« erzäh­len — zwei Grün­de, sei­ner Aus­stel­lung in der Gale­rie Tho­mas Schul­te noch bis 20. Juni einen Besuch abzu­stat­ten.

Iñi­go Man­gla­no-Oval­le: Den Namen ken­nen man­che viel­leicht von der Docu­men­ta 07, wo er mit »Phan­tom Truck« den omi­nö­sen Mas­sen­ver­nich­tungs­waf­fen im Irak eine Gestalt und ein Gesicht gab. Das The­ma »Krieg« blieb für die Kunst des Spa­ni­ers wei­ter­hin rele­vant: Letz­tes Jahr stell­te er sei­ne Skulp­tur »Untit­led (Bomb)« vor, die eine grö­ßen­ge­rech­te Nach­bil­dung der Atom­bom­be »Fat Man« von Naga­sa­ki darstellt.

Das Äuße­re hat mit dem Vor­bild jedoch nicht mehr viel gemein. Die Skulp­tur kommt in einem glän­zend-wei­ßen Lack daher wie man ihn von han­dels­üb­li­chen Autos kennt und ist an ihrer Nase mit Schlamm bedeckt, als wäre sie eben erst von einem Cross-Ren­nen in die hei­mi­sche Gara­ge zurück­ge­kehrt. Irgend­wie sar­kas­tisch: Eine Mas­sen­ver­nich­tungs­waf­fe, die meh­re­re Hun­dert­tau­send Men­schen auf dem Gewis­sen hat, ist dank Heck­spoi­ler und Glanz­lack nicht nur hübsch anzu­se­hen, son­dern schein­bar auch durch­aus alltagstauglich.

Iñigo Manglano-Ovalle: Black fists»Black fists«, © Iñi­go Manglano-Ovalle

Mit »Black fists« dage­gen ent­wirft Man­gla­no-Oval­le die Pro­to­ty­pen einer ergo­no­misch geform­ten Hand­gra­na­te. Die For­men­spra­che der bei­den Objek­te könn­te aus den bes­ten Design-Krei­sen stam­men, man möch­te fast den­ken, die­se neu­ar­ti­gen Hand­gra­na­ten sei­en Pro­duk­te des all­täg­li­chen Kon­sums, die einem in ein­schlä­gi­gen Ein­rich­tungs­märk­ten in der gro­ßen Wühl­tru­he zum Son­der­preis schmack­haft gemacht wer­den. Gera­de­zu unschul­dig wir­ken die­se Waf­fen; aber Men­schen töten, nein, das ver­mö­gen die­se hüb­schen Hand­schmeich­ler keineswegs.

 

Eines machen »Untit­led (Bomb)« und »Black fists« jeden­falls klar: So sehr wir uns dem Schre­cken des Krie­ges bewusst sein mögen, einer Roman­ti­sie­rung sei­ner Werk­zeu­ge kön­nen wir uns nicht ent­zie­hen. Unschein­bar und unschul­dig tre­ten sie auf, gera­de­zu all­täg­lich wird der Umgang mit ihnen; schließ­lich haben bei­de Wer­ke nichts mehr mit den kal­ten, stäh­ler­nen Waf­fen gemein, die hier umge­deu­tet werden.
Wenn Gha­di­ri­an auf den Kon­trast zwi­schen All­tags­idyll und Mord­in­stru­ment setzt, dann sucht Man­gla­no-Oval­le nach deren Har­mo­nie und erin­nert doch gera­de durch die­se Ästhe­ti­sie­rung des Krie­ges eben­so wie Gha­di­ri­an an unse­ren selbst­ver­ständ­li­chen Umgang mit Gewalt und Kon­flik­ten in aller Welt.

Nicht sehr ver­wun­der­lich, in den letz­ten 2000 Jah­ren hat sich die Mensch­heit nun­mal dar­an gewöhnt.

Kommentare

  1. mel­de dich mal!
    ich hab lust raus­zu­ge­hen und kunst zu gucken!

  2. Hab ich doch schon… 😉