Eine typische Vernissage: mit dem Sekt in der Hand posieren für die Kamera (via) Den Mythos des Künstlers umgibt die heilige Aura eines eigenbrötlerischen Freigeistes, der sich nimmt, was ihm gefällt, und gibt, was ihm gerade gut genug dünkt, um für das Publikum herhalten zu können. So oder so ähnlich wird der Pathos des Künstlers jedenfalls gern dargestellt. Dieses Bild dürfte jetzt wohl wieder einigen Berliner Galeriegängern in den Geist kommen, wenn sie von den neusten Begehren der Berliner Künstler hören. Diese ließen nämlich von gewerkschaftlicher Seite eine Forderung an den Berliner Galerienbund ausrichten und berichten folgendermaßen: [...] daher treten wir an alle Berliner Galerien, staatliche wie private, organisiert im Berliner Galerienbund, heran und fordern, dass die Kunst wieder im Mittelpunkt steht. Wir sind es leid, dass Ausstellungseröffnungen mehr von der Vorstellung eines neuen Geschäftsmodells als von einer Kunstveranstaltung haben. Wir sind es leid, dass wir Künstler auf den Vernissagen als bloße Handelsware angesehen werden, und wir sind es leid, dass Kunst zum reinen Konsumobjekt verkommt. [...] Daher fordern wir, dass fortan Sektempfänge und kalte Buffets nicht mehr integraler Bestandteil einer Berliner Vernissage sein dürfen, dass die Besucher nicht mehr dazu angehalten werden, von Vernissage zu Vernissage zu tingeln um hier und da Prosecco zu genießen. Wir missbilligen diese Alles-kostenlos-Mentalität, die sich in manchen Teilen des Berliner Publikums breit gemacht hat, [...]

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Was gut ist, kommt wieder

28. März 2010

"Der Perlenohrring", © Dorothee Golz Noch sind Semesterferien und so bleibt für mich viel Zeit, mich eingehend mit Kunst und auch Kunstgeschichte zu beschäftigen. Vor allen Dingen letzteres hat es mir in den letzten Wochen angetan, viele große Meister haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Neben Corregio, Carravagio, Frans Hals und William Turner war dies insbesondere auch Jan Vermeer, dessen Werke durch eine wundervolle Stille und Schönheit des Schlichten bestechen. Auch wenn diese Bilder den Alltag des 17. Jahrhunderts einfingen, wirken sie 350 Jahre später unweigerlich wie Zeugnisse aus einer längst vergangenen Zeit, die uns zwar auf wundervolle Weise ausgebreitet wird, aber doch mit unserer nicht mehr viel gemein hat. Umso überraschender war es kürzlich für mich, auf eine Künstlerin zu stoßen, die allseits bekannte Motive der Kunstgeschichte aufgreift und in unsere Zeit transferiert, den Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart schafft und dadurch auch verblüffende Effekte erzielt.

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StreetArt-Stelldichein im Bierpinsel

25. März 2010

Die Ausstellung "Turmkunst" zieht es an prominenten Ort

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Neues vom Hotel Marienbad

15. März 2010

Flyer für "Haus der Mahre" Dass mit dem KW Institute for Contemporary Arts immer gerechnet werden muss, dürfte unter Berliner Kunstfreunden bereits angekommen sein. Schrieb ich vor kaum mehr als einer Woche über das kommende Projekt "Cold Turkey", bei dem nach bisherigen Informationen Künstler einen Drogenentzug unternehmen sollten, ist nun mehr bekannt. Auf der Webseite der Galerie heißt es dazu: Der Konsum von Drogen findet in einer gesellschaftlichen Grauzone statt, der in der Kunstwelt traditionell eine besondere Bewertung zwischen rauschhafter Entgrenzung und künstlerischer Enttabuisierung erfährt. Gestützt durch eine Ikonografie des Rausches und gerahmt vom Mythos rauschhafter Feste, wird das Zerstörerische des Drogenkonsums dabei schnell ausgeblendet. Mit der Einladung besteht das reale Angebot an einem geschützten Ort einen Drogenentzug unter medizinischer Betreuung durchzuführen. Das Gesuch nach Teilnehmern war also ernst gemeint. Soll hier der Mythos des Künstlers dekonstruiert werden? Soll mit Klischees aufgeräumt, sollen Vorurteile beseitigt werden? Diese Fragen werden wohl erst im April geklärt werden können. Bis dahin können sich Neugierige aber über eine andere Veranstaltung des KW Institutes freuen. Am Donnerstag nämlich wird der Däne Jacob Kirkegaard sein Klangkunstwerk "Haus der Mahre" vorstellen. Hierzu lud der Künstler in 16 aufeinander folgenden Nächten 16 Personen in die Suite des Hotel Marienbads ein und nahm die nächtlichen Geräuschkulissen aus Schnarchen, Schlafreden u.Ä. auf und arrangierte sie zu einer "mehrschichtige[n] Komposition, die den BesucherInnen zugleich ein akustisches Traumprotokoll des Hotelzimmers erfahrbar macht". Los geht's am Donnerstag, den 18. März um 18.00 Uhr im Hotel Marienbad/KW Institute for Contemporary Arts Auguststraße 69, 10117 Berlin Ich werde mir das jedenfalls nicht entgehen lassen! Wir sehen uns!

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Vom Beobachter zum Beobachteten

14. März 2010

"Reverse Television - Portraits of viewers", © Bill Viola Als ich Mitte Februar in der Temporären Kunsthalle war, die anlässlich der Berlinale die Ausstellung "Autokino" zeigte (und noch zeigt), war Teil der Vorstellung ein Kurzfilm, in dem nichts weiter als eine junge Asiatin vor steril-weißer Studioleinwand gezeigt wurde, wie sie auf den weißen Boden einen Haufen machte. Anfänglich vom schonungslosen Film irritiert, schaute ich mich in der Halle umher und beobachtete die anderen Gäste in den Autos und ihre Reaktionen. Manche schauten gespannt, andere wendeten sich voller Ekel ab, wieder andere rangen dem Film einen gewissen Humor ab. Man konnte ihre Gedanken förmlich hören. Bis ich dann den Blicken einer jungen Frau begegnete. Was dort stattfand, war ein Rollentausch: Diejenigen, die kamen, um sich die Filme anzusehen, wurden kurzum zu den Hauptdarstellern einer ganz eigenen Szenerie. Andere Menschen beim Beobachten zu beobachten übte wenigstens auf mich und die junge Frau wohl einen größeren Reiz aus als das eigentliche Filmprogramm. Diese Wendung ist jedoch nichts Neues, jedenfalls nicht in der Kunstwelt. Tatsächlich nähern sich verschiedene Künstler diesem Thema bewusst und erarbeiten dabei unterschiedliche Positionen. Über Fernando Sanchez' Videocollage "Me and my girlfriend" hatte ich ja bereits meine Gedanken geäußert und dabei auch über die besondere Situation des Beobachterwechsels geschrieben. Auch andere Künstler widmeten sich diesem Thema, sodass insbesondere in Bezug auf unseren Fernsehkonsum sehenswerte und auch manchmal überraschende Interventionen entstanden.

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Cold Turkey

05. März 2010

Geheimnisvolle Aktion des KW Institutes

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Porn in the focus of art

05. März 2010

Still from "Me and my girlfriend", © Fernando Sanchez Hey, du wunderst dich, warum das hier alles auf Englisch steht? Dann lies die deutsche Version! The question about the difference between pornography and art is probably as old as pornography self. And is certainly not nearly to get clarified - provided we nowadays even care about it. Whether porn represents an unique art form is not what I am interested right now, it seems much more interesting to me, how artists deal with porn in their works, how they consciently use it and make it as a focal topic of their pieces. One of these artists is Fernando Sanchez, being already notable for his other works, who made pornography a subject of his piece "Me and my girlfriend" in a felicitous way. (Oh - and who would've thought it? -, it's going to get even more full-frontal after the click.)

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Marotten

04. März 2010

Von wortkargen Kunstblogs

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Pornos im Mittelpunkt der Kunst

02. März 2010

Ausschnitt aus "Me and my girlfriend", © Fernando Sanchez Hey, English speaking reader! I translated this article for you - the English version is only a click ahead! Die Frage, was Pornografie von Kunst unterscheidet, ist wahrscheinlich so alt wie die Pornografie selbst. Und kann vermutlich nicht einmal annähernd geklärt werden - vorausgesetzt, eine Unterscheidung ist heute überhaupt noch von Belang. Ob Pornos eine eigene Kunstgattung darstellen, will ich gar nicht näher auseinandersetzen, viel interessanter scheint es mir, wie Künstler in ihren Arbeiten mit Pornos umgehen, sie bewusst einsetzen und zum zentralen Thema ihrer Werke machen. Einer von diesen Künstlern ist der ohnehin beachtenswerte Fernando Sanchez, der sich der Pornographie in "Me and my girlfriend" auf eine gelungene Art und Weise genähert hat. (Ach - und wer hätte es gedacht -, nach dem Klick wird's noch freizügiger.)

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Das archaische Vermächtnis

24. Februar 2010

"Die Jagd", © Christian Jankowski Wo die biologische Evolution aufhört, fängt die kulturelle Entwicklung mit rasanter Geschwindigkeit erst an. Längst sind die Zeiten vorbei, da der Mensch noch seinem Genom entsprechend ganz auf Jagd und Überleben gesinnt die Wälder und Ebenen der alten Welt durchstreifte, durch Ressourcenknappheit getrieben immer weiterzog und schließlich selbst entlegenste Winkel der Erde erreichte. Das moderne Leben dagegen spielt sich ganz im Zeichen der Urbanisierung ab: Die Beute wird im Supermarkt um die Ecke erlegt, der Kampf ums Überleben wird längst nicht mehr ausgefochten, die so freigewordene Zeit wird für alle Spielarten des Amüsements genutzt - Expansion und Exploration finden nur noch auf einer kulturellen Ebene statt. Man mag in diesen Punkten nicht übereinstimmen, Fakt ist jedoch, dass das Leben in der westlichen Welt nichts mehr mit den "archaischen" Formen des tagtäglichen Auskommens zu tun hat. Es lässt sich in der Geschichte des Menschen gut verfolgen, dass ein ausreichendes Angebot an Ressourcen oder gar der Überfluss stets ein stärkeres Maß an Sesshaftigkeit nach sich zog. Das fängt mit dem Ackerbau an und hört mit modernem Städtebau rund um Einkaufs- und Vergnügungszentren auf. Ein energiegeladenes Thema, wie ich finde, zudem eines, das auch in der zeitgenössischen Kunst zu interessanten Auseinandersetzungen führt. Mal gipfelt es in pointierter Konsumkritik, mal steht eine gewisse Wehmut und Abbitte im Vordergrund. In jedem Fall aber treffen moderne Lebensvorstellungen auf längst verdrängte Lebensaufgaben.

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