Als das Autocenter, einer der bekanntesten und ältesten Projekträume Berlin, im vergangenen Jahr seine Räumlichkeiten in der Eldenaer Straße verließ, konnten die Betreiber Joep van Liefland und Maik Schierloh auf eine mehr als zehn Jahre währende Geschichte mit 750 ausstellenden Künstlern zurückblicken. Der Abschied aus dem Friedrichshain war mit finanziellen Engpässen verbunden, die auch durch eine erfolgreiche Benefizauktion im Freundeskreis des renommierten Hauses, zu der u.a. Olafur Eliasson, Katharina Grosse, Jonathan Meese, Cyprien Gaillard beitrugen, nicht gemindert werden konnte. Als das Autocenter, das sich ohne öffentliche Gelder und allein durch Spenden und den angeschlossenen Förderverein finanziert, im vergangenen September zum letzten Mal die Lichter erloschen, war für viele Freunde und Anhänger noch unklar, wie es weitergehen würde. Heute eröffnet der Projektraum unter einer neuen Adresse mit einer Vernissage, zu der über 150 Berliner Künstler Arbeiten beigesteuert haben.
Schierloh und van Liefland verbrachten die vergangenen Wochen und Monaten mit einer akribischen Suche nach einem neuen Standort. Zentraler sollte das Autocenter liegen, das zuvor weit abseits der bekannten Kunstorte residierte, wo es zumeist erst spät seine Gäste empfing und sich bald nicht nur wegen der hochkarätigen Kunst, sondern auch der illustren Abende einen Namen machte. Die Entscheidung für die neuen Räumlichkeiten in der Leipziger Straße 56 fiel den beiden Direktoren leicht: Die ehemalige Bibliothek habe einfach sofort überzeugt. Mit dem großen Hauptsaal, indem derzeit noch die belassenen Regale einen dezenten Charme versprühen, wollen sie den Ausstellungsbetrieb fortsetzen, sowie die angrenzenden Räume für die Autocenter Summer Academy nutzen, für Gastredner wie Arno Brandlhuber, Thomas Scheibitz und Jorinde Voigt gewonnen werden konnten.
Mit der heute eröffnenden Ausstellung »The Legend of the Shelves« soll jedoch der zwölf zurückliegenden Jahre feierlich gedacht werden. Von den 750 Künstlern, die in dieser Zeit in der Eldenaer oder der Simplonstraße ausstellten, bespielt nun mehr als jeder Fünfte die Regalflächen und Kabinette des neuen Standortes in der Leipziger Straße. Ein Who is Who der Berliner Kunstszene, wie die Ankündigung verspricht, unter denen u.a. Katharine Grosse, Norbert Bisky, Olaf Nicolai, Bettina Khano heute vertreten sein werden.
Die Eröffnung beginnt um 20:00 Uhr in der Leipziger Straße 56; es ist von einem sehr gut besuchten Abend auszugehen. Weitere Fotos von der bereits aufgebauten, aber noch nicht von den Besucherströmen erfassten Ausstellung gibt es auf der Facebookseite von Castor & Pollux.