Auf der Pressekonferenz von VW und MoMA
Die Nachricht schlug hohe Wellen: Volkswagen und das Museum of Modern Art würden für nicht weniger als zwei Jahre in inniger Zusammenarbeit künstlerische Projekte neu kreieren, auf- und ausbauen, die es in dieser Qualität zuvor nicht gegeben hat. Der Autobauer kooperiere künftig mit der renommierten Instanz des MoMA, um unter dem Arbeitstitel »International Discovery« eine internationale Ausstellung zeitgenössischer Kunst zu entwickeln. Das gemeinsame Konzept sehe vor, eine Vielzahl Städte rund um den Globus zu besuchen und dort nach vielversprechenden Künstlern zu suchen und zu präsentieren, die sich mit Umweltschutz, sozialer Gerechtigkeit, Ressourcenknappheit oder Bevölkerungswachstum auseinandersetzen.
Sowohl VW als auch das MoMA sehen in diesen Themen die zentralen Punkte ihres Schaffens – in Hinblick auf künstlerische bzw. automobiltechnische Aspekte – und wollen nun aus dieser gemeinsamen Grundlage heraus Synergien ausbilden. Laut VW-Vorstandsvorsitzendem Martin Winterkorn sei das Museum sein »Wunschpartner«; auch Glenn D. Lowry, Direktor des Museum of Modern Art blickt voller Zuversicht auf die gemeinsame Zukunft: »Das MoMA und Das Auto will work together«.
In der Tat dürfte die Allianz der beiden Riesen die bisher größte ihrer Art sein, die die Kunstwelt bisher gesehen hat. Lowry führte dies weiter aus, lobte den ganzheitlichen Blick des neuen Partners auf die gemeinsame Thematik und stellte noch einmal fest, daß es sich hierbei um ein »absolut außergewöhnliches« Projekt handle. Auf die kritische Nachfrage hin, ob das MoMA angesichts der Kooperation des starken Konkurrenten Guggenheim mit BMW nun gleich ziehen wolle, gab sich Lowry jedoch betont gelassen: Man habe »auf den richtigen Partner gewartet« und diesen nun in VW gefunden.
Francis Alÿs (Belgien, 1959): »Tornado« (2000–2010). Video (farbig, Sound), 39 min. The Museum of Modern Art, New York. Schenkung von Volkswagen of America. © 2011 Francis Alÿs.
Allerdings umfasst die bisher auf zwei Jahre ausgelegte Partnerschaft mehr als nur eine Wanderausstellung: Teil der Kooperation ist auch die Schenkung zweier Werke von Francis Alÿs für dessen aktuelle Überblicksschau »A story of deception« im MoMA und im MoMA PS1. Die Videoarbeiten »Tornado« und »Mirage«, die beide zentrale Arbeiten in Alÿs‹ Schaffen darstellen, wurden durch Volkswagen erworben und dem MoMA übergeben. Weitere Schenkungen für den Skulpturengarten des Museums sind Teil der Partnerschaft.
Ein weiterer wichtiger Punkt der Kooperation besteht in dem Ausbau des Bildungsangebotes des Museums unter Volkswagen-Hilfe, das bereits jetzt schon durch Umfang und Klasse hervorsticht. Der Auftrag, »moderne und zeitgenössische Kunst einer breiten Öffentlichkeit zugänglich und verständlich zu machen«, werde nun weltweit umgesetzt. Dazu gehörten auch sog. »Labs«, in denen die Entstehungsprozesse von Kunst vermittelt würden.
Die Kooperation mit dem MoMA kommt für Volkswagen zum rechten Zeitpunkt: Der Autobauer stellte zeitgleich seine neue Kampagne »Think blue« vor, die »Ideen für nachhaltiges Handeln in allen Bereichen der Gesellschaft fördern« wolle. Eingeläutet wurde die Initiative mit der Eröffnung eines »der umweltfreundlichsten Automobilwerke der Welt« in Chattanooga, Tennessee.
Volkswagen und das Museum of Modern Art gehen mit ihrem ambitionierten Vorhaben tatsächlich eine Partnerschaft ein, die die Kunstwelt in diesem Maße noch nicht gesehen hat. Die Zuwendungen des Automobilkonzerns dürften dem Museum und dessen Chefkurator Klaus Biesenbach eine einmalige Gelegenheit geben, so aufwendige Projekte wie »International Discovery« umsetzen zu können. Es wird abzuwarten bleiben, welche Künstler während der weltweiten Suche für das anvisierte Thema gefunden und ab 2013 präsentiert werden können. Mit Francis Alÿs wurde bereits ein hochkarätiger Künstler gefunden, dessen durch Volkswagen gesponsorte Übersichtsausstellung »A story of deception« mein persönliches Interesse geweckt hat, weshalb ich bald ausführlicher davon berichten werde.
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