Kunst zwischen Tradition und Gegenwart: Ohne Titel, © Ólafur Ólafsson und Libia Castro
Schnell fiel mir auf, dass es gar nichts gab, was ich über zeitgenössische Kunst aus diesem Land wusste, und wenn man einmal Ólafur Elíasson außen vor lässt, dürfte das auch für das restliche Kontinentaleuropa der Fall sein. Wie sich allerdings bald zeigte, ist die mangelnde Beachtung für die Kunst vom Polarkreis alles andere als gerechtfertigt und so fasste ich den Entschluss, dieses Land von seiner künstlerischen Seite kennenzulernen und hier im Blog zu dokumentieren.
Mithilfe von Doro, Direktorin des Center for Icelandic Art und Kuratorin Birta vom Living Art Museum gewann ich schnell einen Einblick in die isländische Gegenwartskunst und konnte mir in den folgenden Tagen ein Bild von den thematischen Eigenheiten und Tendenzen machen. Ich besuchte alle Galerien und Kunstmuseen in Reykjavík, lernte dabei viele Kuratoren und Künstler kennen und kehrte bald mit dem Gefühl heim, dass in der isländischen Kunstszene eine lebendige Aufbruchstimmung herrscht und Raum für neue Ideen und Experimente besteht, wie ich es zuvor auch aus Berlin kannte.
@ i8 Gallery (Ausstellung von Elín Hansdottír)
Frucht dieser acht Tage Reykjavík sind meine Beobachtungen, die ich in den kommenden Wochen hier dokumentieren möchte. Obgleich die isländische Gegenwartskunst zu vielseitig ist, um sie in so kurzer Zeit erfassen zu können, möchte ich Künstler und ihre Arbeiten vorstellen, die nach meinem Dafürhalten in irgendeiner Weise als repräsentativ für diesen Ort und diese Zeit gelten können oder mir aus sonstigen Gründen interessant erscheinen.
Aufmerksame Beobachter der deutschen Blogosphäre werden festgestellt haben, dass es bereits ambitionierte Projekte über isländische Musik und über isländischen Streetstyle gibt, hier folgt nun das Portrait über den Kunsthotspot am Polarkreis.
Allerdings möchte ich gar nicht erst versuchen, eine gültige Aussage über die isländische Kunst der Gegenwart im Allgemeinen zu treffen. Selbst die Forschung hat dazu noch keine Beschreibungen oder Analysen hervorgebracht und so bleibt mir zur Recherche nicht viel mehr als das Internet, die Kuratoren und Künstler selbst sowie die einzigen drei Ausgaben des einzigen isländischen Kunstmagazins, das in den letzten Jahren existierte (und mittlerweile auch nicht mehr erscheint).
Nach jetzigem Stand wird es in den kommenden Wochen wenigstens zehn zweisprachige Artikel (deutsch und englisch) zu diesem Thema geben, darunter eine, vielleicht auch zwei Verlosungen von isländischer Kunst. Morgen geht’s schon los, dann stelle ich euch politische Kunst in Krisenzeiten vor.