Der Kunsthotspot am Polarkreis

03. September 2010 von Matthias Planitzer
Kunst zwischen Tradition und Gegenwart: Ohne Titel, © Ólafur Ólafsson und Libia Castro Eigentlich fuhr ich diesen Sommer für eine Trekkingtour nach Island, doch natürlich kam alles anders als geplant, und so verbrachte ich wegen einer Verletzung am Knie die letzten acht Tage in der Hauptstadt Reykjavík. Wie sich schnell herausstellte, war das kein Grund zur Traurigkeit, denn die nördlichste Hauptstadt der Welt bot, anders als ihre beschauliche Größe vermuten lässt (gerade einmal 120.000 Einwohner leben dort), eine große Auswahl an Galerien, Museen und Kunst im Allgemeinen. Schnell fiel mir auf, dass es gar nichts gab, was ich über zeitgenössische Kunst aus diesem Land wusste, und wenn man einmal Ólafur Elíasson außen vor lässt, dürfte das auch für das restliche Kontinentaleuropa der Fall sein. Wie sich allerdings bald zeigte, ist die mangelnde Beachtung für die Kunst vom Polarkreis alles andere als gerechtfertigt und so fasste ich den Entschluss, dieses Land von seiner künstlerischen Seite kennenzulernen und hier im Blog zu dokumentieren. Mithilfe von Doro, Direktorin des Center for Icelandic Art und Kuratorin Birta vom Living Art Museum gewann ich schnell einen Einblick in die isländische Gegenwartskunst und konnte mir in den folgenden Tagen ein Bild von den thematischen Eigenheiten und Tendenzen machen. Ich besuchte alle Galerien und Kunstmuseen in Reykjavík, lernte dabei viele Kuratoren und Künstler kennen und kehrte bald mit dem Gefühl heim, dass in der isländischen Kunstszene eine lebendige Aufbruchstimmung herrscht und Raum für neue Ideen und Experimente besteht, wie ich es zuvor auch aus Berlin kannte.

Ólafur Ólafsson und Libia Castro: Ohne TitelKunst zwi­schen Tra­di­ti­on und Gegen­wart: Ohne Titel, © Ólaf­ur Ólaf­s­son und Libia Castro

Schnell fiel mir auf, dass es gar nichts gab, was ich über zeit­ge­nös­si­sche Kunst aus die­sem Land wuss­te, und wenn man ein­mal Ólaf­ur Elí­as­son außen vor lässt, dürf­te das auch für das rest­li­che Kon­ti­nen­tal­eu­ro­pa der Fall sein. Wie sich aller­dings bald zeig­te, ist die man­geln­de Beach­tung für die Kunst vom Polar­kreis alles ande­re als gerecht­fer­tigt und so fass­te ich den Ent­schluss, die­ses Land von sei­ner künst­le­ri­schen Sei­te ken­nen­zu­ler­nen und hier im Blog zu dokumentieren.

Mit­hil­fe von Doro, Direk­to­rin des Cen­ter for Ice­lan­dic Art und Kura­to­rin Bir­ta vom Living Art Muse­um gewann ich schnell einen Ein­blick in die islän­di­sche Gegen­warts­kunst und konn­te mir in den fol­gen­den Tagen ein Bild von den the­ma­ti­schen Eigen­hei­ten und Ten­den­zen machen. Ich besuch­te alle Gale­rien und Kunst­mu­se­en in Reykja­vík, lern­te dabei vie­le Kura­to­ren und Künst­ler ken­nen und kehr­te bald mit dem Gefühl heim, dass in der islän­di­schen Kunst­sze­ne eine leben­di­ge Auf­bruch­stim­mung herrscht und Raum für neue Ideen und Expe­ri­men­te besteht, wie ich es zuvor auch aus Ber­lin kannte.

@ i8 Gallery (Ausstellung von Elín Hansdottír)@ i8 Gal­lery (Aus­stel­lung von Elín Hansdottír)

Frucht die­ser acht Tage Reykja­vík sind mei­ne Beob­ach­tun­gen, die ich in den kom­men­den Wochen hier doku­men­tie­ren möch­te. Obgleich die islän­di­sche Gegen­warts­kunst zu viel­sei­tig ist, um sie in so kur­zer Zeit erfas­sen zu kön­nen, möch­te ich Künst­ler und ihre Arbei­ten vor­stel­len, die nach mei­nem Dafür­hal­ten in irgend­ei­ner Wei­se als reprä­sen­ta­tiv für die­sen Ort und die­se Zeit gel­ten kön­nen oder mir aus sons­ti­gen Grün­den inter­es­sant erscheinen.

Auf­merk­sa­me Beob­ach­ter der deut­schen Blogo­sphä­re wer­den fest­ge­stellt haben, dass es bereits ambi­tio­nier­te Pro­jek­te über islän­di­sche Musik und über islän­di­schen Street­style gibt, hier folgt nun das Por­trait über den Kunst­hot­spot am Polarkreis.

Aller­dings möch­te ich gar nicht erst ver­su­chen, eine gül­ti­ge Aus­sa­ge über die islän­di­sche Kunst der Gegen­wart im All­ge­mei­nen zu tref­fen. Selbst die For­schung hat dazu noch kei­ne Beschrei­bun­gen oder Ana­ly­sen her­vor­ge­bracht und so bleibt mir zur Recher­che nicht viel mehr als das Inter­net, die Kura­to­ren und Künst­ler selbst sowie die ein­zi­gen drei Aus­ga­ben des ein­zi­gen islän­di­schen Kunst­ma­ga­zins, das in den letz­ten Jah­ren exis­tier­te (und mitt­ler­wei­le auch nicht mehr erscheint).

Nach jet­zi­gem Stand wird es in den kom­men­den Wochen wenigs­tens zehn zwei­spra­chi­ge Arti­kel (deutsch und eng­lisch) zu die­sem The­ma geben, dar­un­ter eine, viel­leicht auch zwei Ver­lo­sun­gen von islän­di­scher Kunst. Mor­gen geht’s schon los, dann stel­le ich euch poli­ti­sche Kunst in Kri­sen­zei­ten vor.