Kunstaward im Zeichen des Biers

02. Mai 2010 von Matthias Planitzer
Logo des Blooom Award Kürzlich flatterte bei mir die Nachricht über die neuste Aktion der Brauerei Warsteiner ein und schon beim Stöbern auf der Webseite kann man förmlich die Gedanken der PR-Abteilung brodeln hören: "Es ist Zeit für eine Social-Marketing-Kampagne. Aber was braucht es eigentlich alles dazu? Hm. Ein fetziges Logo: jugendlich, frisch, energetisch. Und natürlich eine Twitter-, eine Facebook- und eine Myspace-Seite, ja genau, geht ja nicht mehr ohne. Aber wie ziehen wir es auf? Genau, das ist es: Ein Award, bei dem jeder seinen Beitrag einsenden und attraktive Preise gewinnen kann! So machen wir's!" Ob es so oder so ähnlich bei Warsteiner abgelaufen ist, weiß ich nicht, am Ende stand jedoch der "Blooom Award", das Preisausschreiben zur Kunstmesse mit den obligatorischen drei "O". Das Neuartige: kein Sänger, kein Model, kein Kleintalent soll gekürt, nein, ein Künstler in den Olymp seiner Zunft gehoben werden. Oder so ähnlich. Doch irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass die Sache nicht ganz koscher ist... Wie dem auch sei: Ich rufe euch dennoch zum Einsenden von Arbeiten auf! Mehr dazu nach dem Klick.

Logo des Blooom AwardLogo des Blooom Award

Kürz­lich flat­ter­te bei mir die Nach­richt über die neus­te Akti­on der Braue­rei War­stei­ner ein und schon beim Stö­bern auf der Web­sei­te kann man förm­lich die Gedan­ken der PR-Abtei­lung bro­deln hören:

»Es ist Zeit für eine Social-Mar­ke­ting-Kam­pa­gne. Aber was braucht es eigent­lich alles dazu? Hm. Ein fet­zi­ges Logo: jugend­lich, frisch, ener­ge­tisch. Und natür­lich eine Twitter‑, eine Face­book- und eine Myspace-Sei­te, ja genau, geht ja nicht mehr ohne. Aber wie zie­hen wir es auf? Genau, das ist es: Ein Award, bei dem jeder sei­nen Bei­trag ein­sen­den und attrak­ti­ve Prei­se gewin­nen kann! So machen wir’s!«

Ob es so oder so ähn­lich bei War­stei­ner abge­lau­fen ist, weiß ich nicht, am Ende stand jedoch der »Blooom Award«, das Preis­aus­schrei­ben zur Kunst­mes­se mit den obli­ga­to­ri­schen drei »O«. Das Neu­ar­ti­ge: kein Sän­ger, kein Model, kein Klein­ta­lent soll gekürt, nein, ein Künst­ler in den Olymp sei­ner Zunft geho­ben wer­den. Oder so ähn­lich. Doch irgend­wie beschleicht mich das Gefühl, dass die Sache nicht ganz koscher ist…

Wie dem auch sei: Ich rufe euch den­noch zum Ein­sen­den von Arbei­ten auf! Mehr dazu nach dem Klick.

Hommage aan Mondrian»Hom­mage aan Mon­dri­an«, Künst­ler unbe­kannt (via)

Weil ich an sol­cher Stel­le gern voll­mun­di­ge Pres­se­mit­tei­lun­gen zitie­re, will ich auch jetzt dar­auf zurück­grei­fen. Unter der Über­schrift »Der Urknall in der Kunst­sze­ne — Blooom Award by War­stei­ner lässt Künst­ler Gren­zen über­schrei­ten« liest man etwa:

»Die Ver­schmel­zung der Kunst­gat­tun­gen mit Krea­tiv­dis­zi­pli­nen sucht ihres­glei­chen in der Her­vor­brin­gung neu­er Bot­schaf­ten. Jetzt gibt der neue BLOOOM Award by WARSTEINER dem Dia­log zwi­schen Kunst und den Dis­zi­pli­nen der Krea­tiv­wirt­schaft Gehör. […] Der BLOOOM Award by WARSTEINER fühlt sich dem Pio­nier­geist der bun­des­weit akti­ven krea­ti­ven Sze­nen verbunden. […]

Was bewegt War­stei­ner, die­sen Wett­be­werb ins Leben zu rufen? Catha­ri­na Cra­mer, Geschäfts­füh­re­rin der War­stei­ner Braue­rei, bringt es auf den Punkt: „Der BLOOOM Award by WARSTEINER zeigt erneut unser Enga­ge­ment im Bereich Kunst und Design. Seit Jah­ren beob­ach­ten wir schon den Trend des Ver­schwim­mens der Dis­zi­pli­nen in der Kunst­sze­ne. Jetzt gehen wir zusam­men mit der BLOOOM gemein­sam neue Wege und tau­chen ein in die­sen explo­die­ren­den Markt.«

Aha, da will Krom­ba­cher also erneut »Enga­ge­ment im Bereich Kunst und Design zei­gen«, nach­dem man schon im ver­gan­ge­nen Jahr in Ham­burg — ganz von Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein gegen­über der Kunst­sze­ne ergrif­fen — mit »liquid cube« eine wei­te­re Rand­er­schei­nung in Sachen Street­Art-Event auf­ge­zo­gen hat. Damals haben ver­mut­lich auch nur Ham­bur­ger Sze­ne­ken­ner davon gehört und so ähn­lich mag es auch dem Blooom Award ergehen.

Tirbute to Pollock»Tri­bu­te to Pol­lock«, Künst­ler unbe­kannt (via)

Nun, ein Preis­aus­schrei­ben soll es also sein: Bit­bur­ger ruft dazu jeden »ab 18 Jah­ren« auf, eine Arbeit bis zum 31. Juli ein­zu­sen­den. Inhalt­li­che Vor­ga­ben gibt es kei­ne, so freue man sich über »bil­den­de und dar­stel­len­de Kunst, Design, Musik, Mode, Lite­ra­tur, Film, Rund­funk, Archi­tek­tur, Pres­se, Wer­bung, Soft­ware und Games«. Man wun­dert sich fast, war­um nicht auch tra­di­tio­nel­le Häkel­ar­beit oder Korb­flech­te­rei erlaubt sind.

Wenn dann die Bei­trä­ge ein­ge­tru­delt sind, wird eine »fach­kun­di­ge Jury« (O‑Ton Web­sei­te), bestehend aus der Geschäfts­füh­re­rin von Veltins, dem »Avant­gar­de­mu­si­ker« Maxim von The Pro­di­gy, Joko Win­ter­scheidt und zwei Juro­ren aus der Kunst­sze­ne, die zehn bes­ten Wer­ke küren, die dann auf der ART.FAIR 21 aus­ge­stellt werden.

Dem glück­li­chen Gewin­ner winkt neben einer Rei­se zur Art Miami für zwei Per­so­nen auch eine ein­jäh­ri­ge Unter­stüt­zung durch einen der Juro­ren (Avant­gar­de­künst­ler Maxim viel­leicht?). Der zwei­te Platz erhält eine Rei­se nach Paris und sieht sei­ne Arbeit in einer Gale­rie wie­der, der Dritt­bes­te erhält ein »ein­ma­li­ges Coa­ching durch ein Jury­mit­glied« (womög­lich die Geschäfts­füh­re­rin) und die rest­li­chen sie­ben gehen ansons­ten leer aus.

Eine Jahr lang RadebergerEine Rei­se nach Miami oder alter­na­tiv ein Jahr lang Rade­ber­ger frei Haus (via)

Der Sinn des Blooom Awards liegt also auf der Hand: War­stei­ner kauft sich bil­lig in einen Markt ein, der eigent­lich noch nicht so recht exis­tiert, dafür aber bei den »jun­gen, hip­pen Men­schen« hoch im Kurs ist. Möch­te man mei­nen. Kunst ist in, ergo ist War­stei­ner auch in. So ein­fach ist die Rech­nung gemacht.

Obgleich an einem Preis­aus­schrei­ben eines gro­ßen Unter­neh­mens frei­lich nichts aus­zu­set­zen ist, ist doch die­se plum­pe Tom­bo­la jener Groß­braue­rei, die ihren Platz in der deut­schen Kunst­land­schaft dadurch ein­zu­neh­men ver­sucht, dass sie sich mit einer belie­bi­gen Kunst­mes­se zusam­men­tut, etwas ganz ande­res. Medi­en­wirk­sa­mes Enga­ge­ment um Street­Art, Musik, jun­ge Künst­ler aller Spar­ten ist mitt­ler­wei­le ein alter Hut und so muss auch ein Kon­zern wie War­stei­ner sich als kun­den­na­hes, weil hip­pes Unter­neh­men profilieren.

Die halb­her­zig zusam­men­ge­stell­te Jury wie auch die Kol­la­bo­ra­ti­on mit der Mes­se Blooom, wel­che wie­der­um nur als klei­ne­rer Part­ner sym­bio­tisch mit der ART.FAIR 21 zusam­men­ar­bei­tet, legen doch den Schluss nahe, dass es War­stei­ner nur um Absatz­stei­ge­rung und Markt­er­schlie­ßung geht. Kunst bleibt dem­nach auf der Stre­cke, selbst wenn unter den Ein­sen­dern ein uner­war­te­tes Talent sein sollte.

 

Erst­ma­lig machen sich die Macher einer der­ar­ti­gen Kam­pa­gne adres­sier­bar. Schließ­lich kann jeder sei­ne Wer­ke ein­sen­den. Und da kommt ihr ins Spiel: Wenn ihr den Blooom Award eben­so kri­tisch seht wie ich, dann drückt eure Mei­nung doch in einer Zeich­nung, einer Foto­gra­fie, Illus­tra­ti­on oder was auch immer aus und sen­det es dort ein! Wenn das Urteil tat­säch­lich durch die Jury gefällt wird, erreicht jeder Bei­trag, auch ein kri­ti­scher die Augen der Juro­ren und dürf­te für mür­ri­sche Reak­tio­nen sorgen.

Zwar dürf­te mit einer Ver­öf­fent­li­chung der Ein­sen­dun­gen von Sei­ten der Ver­an­stal­ter nicht zu rech­nen sein, dafür möch­te ich aber eure Arbei­ten an die­ser Stel­le sam­meln und ver­öf­fent­li­chen. Schreibt mir ein­fach eine kur­ze Mail und viel­leicht auch ein paar Sät­ze über euch!

Zwei Bei­spie­le für sol­che gern auch unpro­fes­sio­nell gestal­te­ten Arbei­ten seht ihr oben; eurer Phan­ta­sie sind kei­ne Gren­zen gesetzt. Ich grüb­le schon eif­rig, wie mein Ver­riss des Blooom Awards aus­se­hen wird, und wer­de sicher­lich dann auch noch ein­mal in der Sache von mir hören las­sen. Bis dahin freue ich mich, von euch und euren Ideen und Mei­nun­gen zu hören!

Kommentare

  1. uberkritik-ubermäßig-ubertoll…ich sam­mel dann mal die Bier­do­sen um dar­aus ein Mit­tel­fin­ger zu basteln:-)

Andere Meinungen

  1. […] Die­ser Ein­trag wur­de auf Twit­ter von Media Wett­be­wer­be erwähnt. Media Wett­be­wer­be sag­te: Kunst­a­ward im Zei­chen des Biers | Cas­tor und Pol­lux: Was bewegt War­stei­ner, die­sen Wett­be­werb ins Leben zu rufen? … http://bit.ly/cG3ryu […]

  2. […] * Prost: Bier-Award-Sabo­ta­ge, yeah, sind dabei: “Wenn ihr den Blooom Award eben­so kri­tisch seht wie ich, dann drückt eure Mei­nung doch in einer Zeich­nung, einer Foto­gra­fie, Illus­tra­ti­on oder was auch immer aus und sen­det es dort ein! Wenn das Urteil tat­säch­lich durch die Jury gefällt wird, erreicht jeder Bei­trag, auch ein kri­ti­scher die Augen der Juro­ren und dürf­te für mür­ri­sche Reak­tio­nen sor­gen.” Alle Infos bei Cas­tor & Pollux! […]