»Black House«, © Anthony Goicolea (@ Aurel Scheibler)
Heute beginnt ja bekanntlich das renommierte Gallery Weekend, das weltweit als wichtiges Kunstevent bekannt ist. Wie schon zu Beginn des Monats berichtet, nehmen dieses Jahr vierzig Galerien an dem großen Kunstreigen teil. Dass diese wieder einmal die hohen Besucherzahlen loben werden, dürfte gewiss sein, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass diverse Kunstmagazine und ‑webseiten bereits ihre Empfehlungen ausgesprochen haben, weshalb ich es mir an dieser Stelle erlaube, nicht auch noch meinen Teil dazu beizusteuern.
Denn schließlich bedeutet die Präsenz eines so großen Kunstfestivals nicht, dass all die anderen Galerien und Museen ihr Programm einstellten und am Montag wieder aus ihrem Tiefschlaf erwachten. Ganz im Gegenteil, abseits des großen Kunstrummels gibt es so manche Ausstellung oder Vernissage, die einen Besuch an diesem sonnigen Wochenende wert sein dürfte.
»Jettison«, © Anthony Goicolea
Aurel Scheibler: DECEMBERMAY
Diese kleine Liste wird bereits durch einen echten Knaller angeführt, der sich nicht scheuen muss, gegen den Platzhirsch Gallery Weekend anzutreten. Die Rede ist von der »DECEMBERMAY«, der neuen Solo-Ausstellung von Anthony Goicolea bei Aurel Scheibler. Goicolea, seines Zeichen Fotograf und Maler, zeigt hier seine neusten Arbeiten, die zwar sehr unterschiedliche Motive zeigen, aber doch ihre geheimnisvolle, fast bedrückende, morbide Stimmung teilen.
So zeigen einige Fotografien Konsumgüterberge an verlassenen, menschenleeren, meist winterlichen Orten; andere Bilder beschäftigen sich mit der Rückeroberung solcher Orte durch die Natur. Gemein ist ihnen der omnipräsente Verfall von Menschen erschaffener Orte und Dinge, wie auch der krasse Kontrast von alltäglichen Gegenständen und Orten, die, von ihren Erschaffern verlassen, jetzt der Natur überlassen sind.
Bereits die wenigen Informationen, die sich zu »DECEMBERMAY« finden ließen, haben mich vollends begeistert — ich bin mir sicher, dass die Werke in der Galerie noch einmal viel eindrücklicher wirken. So kann ich an die Ausstellung, auch ohne die Arbeiten mit eigenen Augen gesehen zu haben, uneingeschränkt empfehlen und werde sicherlich noch einmal später darüber berichten.
Zu sehen ist »DECEMBERMAY« in der
Galerie Aurel Scheibler, Filiale »ScheiblerMitte«
noch bis zum 3. Juli
dienstags bis sonnabends von 11.00 bis 18.00 Uhr in der
Charlottenstraße 2, 10969 Berlin.

Arndt: Changing the world
Die Galerie Arndt (ohne »+ Partner«?) ist nach ihrem Umzug in ihre neuen Hallen in die Potsdamer Straße wieder präsent und feiert ihre Einweihung gleich mit einer großen Ausstellung der kuratierten Künstler und Gastkünstler. Den Besucher erwartet also ein buntes Programm aktueller Werke des beachtlichen Portfolios der Galerie und kann etwa Arbeiten von Sophie Calle, Wim Delvoye, Thomas Hirschhorn, Charles Sandison und zwanzig weiterer Künstler bewundern, von denen viele international etabliert und manche von Weltrang sind.
Einem besonderen Thema ist die Ausstellung »Changing the world« zwar nicht gewidmet, doch dürfte dies die Gelegenheit sein, auf all diejenigen gewartet haben, die viele neue Künstler kennenlernen wollen. Ein kleiner Abstecher in die Potsdamer Straße kann sich also lohnen und wer bei allem nicht die gegenwärtige Bedeutung des morgigen Feiertages vergessen möchte, kann sich umso mehr an dem unbenannten Werk des Künstlerduos Muntean/Rosenblum, s.o., erfreuen.
»Changing the world« in der Galerie Arndt,
noch bis zum 31. Mai,
an diesem Wochenende von 10.00 bis 19.00 Uhr, in der
Potsdamer Straße 96 in 10785 Berlin.
»SPONGER #6«, © Dennis Feddersen
Kunstcampus Heidestraße: Hypernatural
Das KUNST Magazin feiert vierjähriges Bestehen und ließ sich anlässlich dieses Feiertages nicht lumpen, eine eigene Ausstellung auf die Beine zu stellen, die den knappen Titel »Hypernatural« trägt. 22 Künstler wurden dazu eingeladen, ihre Werke auf dem Kunstcampus Heidestraße, also in Nachbarschaft zum Hamburger Bahnhof, auszustellen. Jeder von ihnen beschäftigt sich in seinen ausgestellten Arbeiten mit dem kreativen Brückenschlag zwischen Realität und Imagination. Ein eher formales Thema also, das jedoch vielfältige Werke vereint.
So kann man etwa Dennis Feddersens »SPONGER« bestaunen, ein aus schwarzen, aufgeblähten Tüten zusammengesetztes, parasitär wirkendes Wesen, das stark an seine Installation »Parasite #17« erinnert, über die ich ja schon einmal ausführlich schrieb. Es hängt ebenfalls in einer Ecke des Raumes, hat dort Schutz gefunden und ist darauf aus, sich weiter auszubreiten. Die dunkle, stille Kraft, die von ihm ausgeht, lässt das Ungetüm lebendig erscheinen und verknüpft so die profane Realität mit der weitaus emotionaleren Imagination.
Die anderen in der Heidestraße vertretenen Künstler haben freilich andere Ansätze gefunden; so treffen kosmologische Neoninstallationen auf gesichterlose Modelgestalten, farbenfrohe Prismen mit einem Touch von Mystik und Übernatürlichkeit auf eine »Partitur für 60 schwarze BMWs«. Die Pressemappe gibt leider keine uneingeschränkt überzeugenden Beispiele her, doch das Thema der Ausstellung allein lässt eine abwechslungsreiche Schau erwarten, die einen Abstecher wert sein dürfte.
Gelegenheit dazu besteht
an diesem Wochenende von 12.00 bis 20.00 Uhr
auf dem Kunstcampus Heidestraße in der
Heidestraße 50/51, 10557 Berlin.