Blick auf die Hamburger HafenCity
Es kommt eher selten vor, dass ich ungefragt zugesandte Newsletter und Presseinformationen zum Anlass nehme, tatsächlich darüber zu schreiben. Im vorliegenden Fall ist das aus diversen Gründen etwas anders, denn ich bekam eine Mail zur kommenden Guerilla-Aktion des StreetArtist The Wa, den die meisten Berliner für »Wrong World« kennen dürften. Dieses Mal dürfen sich allerdings die Hamburger unter euch freuen, denn The Was nächste Aktion »Switch sense« soll in der HafenCity stattfinden.
Was genau geplant ist, weiß bisher keiner, man darf aber erwartungsvoll sein, schließlich zeichnete sich The Wa in der Vergangenheit durch einen recht sozialkritischen Ton in seinen Arbeiten aus. Da wurden Stretchlimousinen mit großformatigen Aufklebern à la »Geben Sie das Rauchen auf« verziert oder mit riesigen »Bitte keine Reklame«-Schildern städtische Werbetafeln überklebt. Was die Anwesenden bei »Switch sense« erwartet, ist ungewiss, doch wird die Aktion dem Newsletter nach zu urteilen wohl dem umstrittenen Großprojekt HafenCity gewidmet sein.
Die moderne Großstadt ist zu einem konsumierbaren Produkt geworden, sie wird kontrolliert, inszeniert und instrumentalisiert. Der so genannte öffentliche Raum ist in Wirklichkeit scheinöffentlich und spiegelt allein die Realität der herrschenden Ideologie wieder. Eine traurige Realität in Hamburg: Am Hauptbahnhof werden Drogenabhängige durch eine Endlosschleife klassischer Musik vertrieben und im Frappant über 100 Künstler aus ihrem Atelier verdrängt, weil der Stadt ein Ikea-Kaufhaus wichtiger erscheint.
Gebrandete Multifunktionshallen, riesige Shopping-Malls, mondäne Wohnlofts und sperrige Bürotürme dominieren das heutige Stadtbild und wecken den Wunsch nach Freiräumen und Partizipation. Das beste Beispiel für die Hässlichkeit dieser hegemonialen Potenz: Die Hamburger HafenCity, ein Retorten-Stadtteil, sauber, leblos und grotesk. 1,3 Millarden Euro an öffentlichen Investitionen flossen bereits in die HafenCity – einmal abgesehen von den rund 450 Millionen Euro Baukosten für Hamburgs Prestigeprojekt Elbphilharmonie.
Künstler scheinen sich da zu sagen: Wenn unsere Stadt schon wie eine Mischung aus Disneyland, Dauerwerbesendung und Architekturzoo aussieht, dann lasst uns gefälligst auch dort herumtollen. Urbane Interventionen sind deshalb realisierte temporäre autonome Zonen. Eine solche spektakuläre Intervention plant der Berliner Künstler The Wa jetzt in der Hamburger HafenCity. Er wird dort eine paradoxe Situation inszenieren – zum ersten Mal in der Geschichte dieses Viertels.
Los geht’s am 13. Februar um 14.00 Uhr
in der HafenCity Hamburg
bei Vokü und Freibier sowie mit
Afterparty im Frappant, Große Bergstraße 174, Hamburg-Altona.
Der genaue Ort der Aktion wird 24h vorher bei Facebook und Twitter bekanntgegeben. Alle Infos gibt es nochmal auf www.para-sites.de.