Polaroid is the new black

12. September 2009 von Matthias Planitzer
Untitled, © Philip Glaser Es ist gerade einmal drei Monate her, da habe ich mich zu einer vermeintlich altmodischen und ausgestorbenen Polaroid-Kamera entschieden (eine SX-70 Land Camera 1000, für die, die es interessiert). Inspiriert durch die Arbeiten einiger beispielhaft zu nennender Künstler wie Aaron Feaver oder Mike Brodie sowie solch wunderbare Seiten wie Daily Polaroids, stand nur noch eBay zwischen mir und meinem nostalgischen Glück. Mittlerweile entdecken immer mehr Menschen den Charme des etwas eingestaubten Mediums und Läden wie Polapremium in der Brunnenstraße bedienen ein stetig wachsendes Segment. Polaroidfotos erobern also so langsam die Herzen der Berliner und ambitionierte Projekte setzen alles daran, die längst ausgesetzte Produktion der speziellen Polaroidfilme wiederzubeleben. Diejenigen, die die teuren Filme ihr Eigen nennen, gehen damit wohlbedacht um und so entsteht mitunter sehenswerte Kunst wie die von Philip Glaser. Seit kurzem sind seine Fotografien in der Bilirubin Gallery zu bestaunen.

Philip Glaser: UntitledUntit­led, © Phil­ip Glaser

Es ist gera­de ein­mal drei Mona­te her, da habe ich mich für ein Exem­plar der ver­meint­lich alt­mo­di­schen und aus­ge­stor­be­nen Pola­roid-Kame­ras ent­schie­den (eine SX-70 Land Came­ra 1000, für die, die es inter­es­siert). Inspi­riert durch die Arbei­ten eini­ger bei­spiel­haft zu nen­nen­der Künst­ler wie Aaron Fea­ver oder Mike Bro­die sowie solch wun­der­ba­re Sei­ten wie Dai­ly Pola­roids, stand nur noch eBay zwi­schen mir und mei­nem nost­al­gi­schen Glück. Mitt­ler­wei­le ent­de­cken immer mehr Men­schen den Charme des etwas ein­ge­staub­ten Medi­ums und Läden wie Pola­pre­mi­um in der Brun­nen­stra­ße bedie­nen ein ste­tig wach­sen­des Segment.

Pola­roid­fo­tos erobern also so lang­sam die Her­zen der Ber­li­ner und mitt­ler­wei­le set­zen ambi­tio­nier­te Pro­jek­te alles dar­an, die längst aus­ge­setz­te Pro­duk­ti­on der spe­zi­el­len Film­kas­set­ten wie­der­zu­be­le­ben. Die­je­ni­gen, die die teu­ren Fil­me ihr Eigen nen­nen, gehen damit wohl­be­dacht um und so ent­steht mit­un­ter sehens­wer­te Kunst wie die von Phil­ip Gla­ser. Seit kur­zem sind sei­ne Foto­gra­fien in der Bili­ru­bin Gal­lery zu bestaunen.

Philip Glaser: UntitledUntit­led, © Phil­ip Glaser

Gla­ser, der schon seit eini­gen Jah­ren mit sei­ner SX-70 durch die Welt streift und eif­rig auf Film bannt, stellt damit zum nun­mehr drit­ten Mal bei Bili­ru­bin aus. In sei­nen Foto­gra­fien fin­den sich immer wie­der unter­schied­lichs­te urba­ne Milieus sowie die Spu­ren, die ihre Bewoh­ner hin­ter­las­sen haben. Sei­ne Bil­der sind bis auf weni­ge Aus­nah­men unscharf und ver­schwom­men und legen so den Fokus auf ande­re Din­ge, heben ohne gro­ße Umschwei­fe die Kom­po­si­ti­on her­vor. Laut des knap­pen Teasers auf der Bili­ru­bin-Sei­te wer­den durch die­ses Stil­mit­tel die beleb­ten und unbe­leb­ten Tei­le sei­ner Moti­ve von­ein­an­der getrennt, was ich per­sön­lich nicht ganz nach­voll­zie­hen kann — doch urtei­le jeder selbst.

Was aller­dings aus die­sen Bil­dern klar her­vor­geht, ist der dem Pola­roid eigen­tüm­li­che Cha­rak­ter, wel­cher bei Gla­ser  durch das Defo­kus­sie­ren noch wei­ter ver­stärkt wird. Das Bild hält den Cha­rak­ter des Moments fest, unge­schönt und zuwei­len auch unschön. Man betrach­tet ein Sofort­bild und kann den Augen­blick qua­si mit­er­le­ben; ein Prä­di­kat, um das kon­ven­tio­nel­le Foto­gra­fie sich mehr bemü­hen muss als sein ver­meint­lich aus­ge­dien­ter Verwandter.

 

Pola­roid scheint wie­der mehr Men­schen zu begeis­tern, zumin­dest belegt das die jüngs­te Ent­wick­lung. Einst als kari­kie­ren­des Acces­soire der Kon­sum­ge­sell­schaft ver­schrien, führ­te die Ver­knap­pung zu einer Auf­wer­tung des Images und Renais­sance des eigen­tüm­li­chen Flairs der Sofort­bil­der. Anders wird wohl nicht zu erklä­ren sein, war­um die klei­nen Bil­der von so vie­len wie­der favo­ri­siert wer­den, wenn es um aus­drucks­star­ke Kunst und Ama­teur­kunst geht. Ich für mei­nen Teil pla­ne genau, womit ich die teu­ren 8x-Fil­me fül­len wer­de — und freue mich wie vie­le ande­re auch über jedes Sofort­bild, das ich irgend­wo sehe…

Kommentare

  1. Lei­der hat Pola­roid selbst die Her­stel­lung der Fil­me ein­ge­stellt. Doch Hoff­nung naht: http://www.the-impossible-project.com/

  2. Was wohl der Grund sein dürf­te, war­um mit dem raren (und daher wert­vol­len) Mate­ri­al so behut­sam umge­gan­gen wird. Zwan­zig Euro für acht Abzü­ge ist nicht gera­de wenig, sorgt aber auch dafür, dass die Qua­li­tät der Fotos steigt.

  3. weil man bei die­ser art der foto­gra­feíe wie­der etwas in der hand hält. etwas greif­ba­res scheint für unse­re gene­ra­ti­on man­gel­wa­re und ist des­halb so begehrt

  4. Das ist es jeden­falls, was ich an der Digi­tal­fo­to­gra­fie so sehr ver­mis­se. Ich habe ges­tern mei­ne aller­ers­te Digi­tal­ka­me­ra gekauft, die aller­dings mei­ner ana­lo­gen Samm­lung kei­ne Kon­kur­renz machen wird. Com­pu­ter­fo­tos blei­ben nun­mal solan­ge ima­gi­när und irre­al, bis man sich ihrer erbarmt und auf Foto­pa­pier bannt.