Städtischer Pragmatismus

17. Mai 2009 von Matthias Planitzer
"Replaced dustbin", © Harmen de Hoop Bisher war es eher die Ausnahme: funktionale StreetArt, also Kunst im öffentlichen Raum, die nicht nur hübsch anzusehen ist und zum Denken anregt, sondern zudem dem Betrachter einen Handlungsspielraum offen lässt. Auch dreidimensionale Kunst ist bisweilen nur gelegentlich in den Metropolen anzutreffen, doch glücklicherweise gibt es Einzelpersonen, die sich dieser Sparte verschrieben haben. Einer von ihnen ist das niederländische Vielseitigkeitstalent Harmen de Hoop, dessen Installationen ihre Umgebung um oft unerwartete Funktionen ergänzen.

Harmen de Hoop: Replaced dustbin»Repla­ced dust­bin«, © Har­men de Hoop

Bis­her war es eher die Aus­nah­me: funk­tio­na­le Street­Art, also Kunst im öffent­li­chen Raum, die nicht nur hübsch anzu­se­hen ist und zum Den­ken anregt, son­dern zudem dem Betrach­ter einen Hand­lungs­spiel­raum offen lässt. Auch drei­di­men­sio­na­le Kunst ist bis­wei­len nur gele­gent­lich in den Metro­po­len anzu­tref­fen, doch glück­li­cher­wei­se gibt es Ein­zel­per­so­nen, die sich die­ser Spar­te ver­schrie­ben haben. Einer von ihnen ist das nie­der­län­di­sche Viel­sei­tig­keits­ta­lent Har­men de Hoop, des­sen Instal­la­tio­nen ihre Umge­bung um oft uner­war­te­te Funk­tio­nen ergänzen.

Dabei nimmt die drei­di­men­sio­na­le Kunst nur einen Teil­be­reich sei­nes Wir­kens ein: dem Gen­re Street­Art frönt de Hoop auch mit Spray­can, Per­for­mance Art oder mit­tels der Neu­ge­stal­tung der auf Grün­flä­chen aus­ge­stell­ten Skulp­tu­ren ande­rer Künst­ler. Einer Maxi­me bleibt er jedoch stets treu: er bleibt anonym; sei­ne Wer­ke sind weder signiert noch auf den ers­ten Blick als Street­Art zu erkennen.

So etwa auch »Repla­ced dust­bin«, wofür er einen gewöhn­li­chen Müll­ei­mer von sei­ner ange­stamm­ten Stel­le ent­fernt und am Pfos­ten eines alten, ros­ti­gen Fuß­ball­to­res ange­bracht hat. Was auf den ers­ten Blick womög­lich wie ein Schild­bür­ger­streich aus­schaut, trägt aller­dings einen künst­le­ri­schen Cha­rak­ter. Wie auch in sei­nen ande­ren Arbei­ten deu­tet de Hoop das urba­ne Set­ting um und ent­wirft damit nicht nur neue Per­spek­ti­ven son­dern lädt den Betrach­ter zur Inter­ak­ti­on ein. So weist er einem ros­ti­ge Fuß­ball­tor eine neue — wenn auch eher unüb­li­che — Ver­wen­dung zu und zeigt in aller Nüch­tern­heit auf, dass Ver­än­de­rung und Neu­ge­stal­tung im öffent­li­chen Raum zur Tages­ord­nung gehören.

Harmen de Hoop: Bird table»Bird table«, © Har­men de Hoop

Die­se Dyna­mik und Wan­del­bar­keit treibt de Hoop mit »Bird table« noch wei­ter auf die Spit­ze. Mit dem Untertitel

The top of a tree remo­ved to make place for a bird table. A public ser­vice for birds.

ist das Werk auch gut beschrie­ben. Das Wohl eines Bau­mes für das der Vögel — oder nicht? Schließ­lich fän­den die­se auch auf den Zwei­gen des jun­ges Bau­mes ihr Fut­ter und sogar einen Nist­platz. Auch hier denkt man zunächst an die neus­te Absur­di­tät aus der Amts­stu­be, fin­det aber schnell de Hoops Sar­kas­mus wie­der. Erneut deu­tet de Hoop die Kulis­se um, ent­wirft neue Mög­lich­kei­ten und hält sich durch sei­ne Anony­mi­tät im Hintergrund.

 

Die­se drei Cha­rak­te­ris­ti­ka fin­den sich in all sei­nen drei­di­men­sio­na­len und den meis­ten ande­ren Wer­ken wie­der. Da wird in einer grün­der­zeit­li­chen Gegend eine Heukrip­pe für Pfer­de instal­liert, ein Feu­er­lö­scher an einem Brief­kas­ten ange­bracht oder es wer­den Gar­ten­werk­zeu­ge für den Fall der Fäl­le bereitgehalten.

Unterm Strich aber bleibt eine erfri­schen­de Abwechs­lung inner­halb des Street­Art-Spek­trums. Drei­di­men­sio­na­le, inter­ak­ti­ve Arbei­ten stel­len immer noch die gro­ße Aus­nah­me dar, aber man darf hof­fen, in Zukunft mehr davon zu sehen.